Haben Fabeln einen aufklärerischen Wert?

von Daniel und Patrick

Gliederung:

  1. Geschichte und Herkunft der Fabeln
  2. Zweck der Fabeln in der Antike
  3. Zweck der Fabeln in der Aufklärung
  4. Beispiel einer Fabel: „Die Wasserschlange“
  5. Lessing
  6. Fabeln heute
  1. Geschichte und Herkunft der Fabeln

Die wohl ersten Fabeln kamen 3000 v. Chr. in Sumer vor und wurden dort als Lehrtexte in Schulen verwendet. In Ägypten gab es Fabeln hauptsächlich in Bilderform. Von den alten Fabeln wurden jedoch sehr wenige überliefert und wieder aufgegriffen. Mit Ausnahme der altindischen Fabelsammlung Pancharta, sie konnte in Arabien übersetzt werden und gab viel Aufschluss über die Fabeln in der Vergangenheit. In Europa gilt Aesop (600 v. Chr.) als Begründer der Fabeldichtung, die auch noch heute gelesen werden. Im Mittelalter (ca. 13. Jh.) wurden lateinische Fabeln zu schulischen Zwecken verwendet, Martin Luther bereicherte die Fabeldichtung zur Reformationszeit, danach wurde es in Europa still um die Fabel. Erst durch La Fontaine (1621-1695) im 17. Jh. wurde sie wieder populär. Durch ihn erlebte die französische Fabeldichtung eine Hochzeit. In Deutschland kam es im 18. Jh. zu einer Motivverschiebung der Fabeln, sie wurden jetzt mehr zur Betonung der bürgerlichen Lebensweisheit als zur moralischen Belehrung geschrieben. Einen Höhepunkt erlebte die Fabeldichtung durch Lessing (1729-1781), der sich auch wieder an den alten Fabeln orientierte. In der Aufklärung wurden sie als Belehrungstexte über die Politik verwendet, da die Informationsübermittlung zum ersten Mal in der Geschichte in solch breiter Masse möglich war. So konnte auch die größte Bevölkerungsschicht (Bauern und Handwerker) besser informiert werden.

Später gab es zwar noch bis ins 19. Jh. eine große Zahl von Fabeldichtungen, doch diese dienten eher zur Belehrung von Kindern.

  1. Zweck der Fabel in der Antike

 Zweck der Fabeln in der Antike war auf Ungerechtigkeiten im Regierungssystem hinzuweisen. Man wollte zudem auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machen. Damit sollte man auch auf den Egoismus vieler Herrscher hindeuten, diese waren zu dieser Zeit oft nur an ihrem eigenen Nutzen interessiert. Es wurden Amtshandlungen durchgeführt die meist gegen die Menschenwürde und das Volk gingen. Deshalb spielten die Fabeln eine wichtige Rolle, um die Leute auf die Fehler der Herrscher und der damaligen Politik aufmerksam zu machen. In der Gesellschaft ging es mehr darum menschliches Fehlverhalten aufzudecken. Man wollte zeigen, was in der Gesellschaft zu Missstände und Hass führte. Dies setzten die Autoren wie Aesop meist mit Tieren um. Diese symbolisieren oft einen bestimmten Charakter wie z.B. bei einem Löwen Macht oder bei einer Schlange Hinterlistigkeit. In den Fabeln konnte mit den Eigenschaften der Tiere, die auf Menschen bezogen wurden besser dargestellt werden. Dies sollte Fehler bzw. Fehlverhalten im Zusammenleben aufdecken. Auf diese Weise lernten auch ungebildete Menschen schnell was zum Guten verändert werden könnte.

 3.   Zweck der Fabeln in der Aufklärung

Die Fabeln in der Aufklärung wurden verfasst, um auf die Fehler in einem absolutistischen Regierungssystems aufmerksam zu machen. Durch den Buchdruck und Flugblätter wurde es möglich, Nachrichten und Texte in großer Masse an den Leser zu bringen. Da die Gesellschaft immer noch in Stände eingeteilt war, bestand viel Ungerechtigkeit. Das bedeutete aber auch, dass die Bildung sehr begrenzt war, da sie nur die Reichen, sprich die oberen Stände erreichte. Doch mit den Fabeln konnte nun an einfachen Beispielen von sprechenden Tieren auch ungebildeten Menschen beigebracht werden, was an dem damaligen Regime falsch war. Man wies darauf hin, dass sich Herrscher meist nur an ihrem eigenen Willen bedienten und Opfer in der Bevölkerung für sie keine Rolle spielten. Nur was in ihrem Interesse lag wurde als wichtig erachtet. Man konnte so einen stillen Widerstand bilden, ohne sofort einen gewaltsamen Aufstand zu erzeugen. Diese Entwicklung beeinflusste spätere Revolutionen, da den Menschen klar wurde, dass auch andere Machthaber regieren konnten und nicht die von Gott gegebenen Könige, die die Ständegesellschaft unterstützten.
Die Leser sollten sich an dem Verhalten, das aus den Fabeln gezogen werden konnte, orientieren und ihr Leben daran anpassen.Die Autoren wollten den Lesern somit besonders das eigene Danken nahelegen.

4.   Beispiel einer Fabel: „Die Wasserschlange“

Fabel:

Die Frösche verlangen nach einem König

Betrübt über die bei ihnen herrschende Anarchie, schickten die Frösche Abgesandte zu Zeus und baten, ihnen einen König zu geben. Der Gott, der ihre Beschränktheit erkannte, warf ein Holz in den See hinab. Zuerst erschrocken über den Wellenschlag, tauchten die Frösche in die Tiefe des Sees unter, später aber als das Holz sich nicht mehr bewegte, tauchten sie wieder auf und bezeugten ihm eine derartige Missachtung, dass sie auf das Holz stiegen und sich darauf niederließen. Entrüstet darüber, dass sie einen König haben sollten, begaben sie sich ein zweites Mal zu Zeus und ersuchten ihn, ihren Herrscher auszutauschen; denn der Erste sei doch gar zu träge. Darüber verärgert schickte ihnen Zeus eine Seeschlange, die sie fing und verspeiste.

Nach Aesop

Lessing hat diese Fabel umgeschrieben sie lautet nun so:

Zeus hatte nunmehr den Fröschen einen andern König gegeben; anstatt eines friedlichen Klotzes eine gefräßige Wasserschlange. „Willst du unser König sein?, schrien die Frösche, „warum verschlingst du uns?“ – „Darum“, antwortete die Schlange, weil ihr mich zum König gewählt hab“, antwortete die Wasserschlange.
„Ich habe dich nicht gewählt“, rief ein Frosch. Die Schlange sah ihn böse an. „Nicht?“, sagte sie. „Das ist ja noch schlimmer! Dann muss ich dich verschlingen, weil du mich nicht gewählt hast.“

Nach G. E. Lessing


Interpretation:

Die Fabel stellt eine Kritik am Absolutismus also am Regierungssystem der Aufklärung dar. Lessing lässt dafür die Figuren sprechen. Zeus bildet dabei eine Gottheit. Deshalb wird seine Entscheidung ohne Weiteres hingenommen. Sie wird als von Gott gegeben betrachtet. Die Frösche widersprechen Zeus nicht direkt. Die Wasserschlange stellt den absoluten Herrscher dar. Sie hat die Macht über alle Bewohner und kann über das Schicksal eines jeden bestimmen. Die Seeschlange hat kein Problem damit, nur ihre eigenen Interessen durchzusetzen, was in diesem Fall bedeutet, die Frösche zu fressen. Die Frösche stehen in der Fabel für den untersten Stand im Absolutismus. Natürlich haben die Frösche Zweifel an der Entscheidung der Wasserschlange, aber wegen der Gegebenheit von Gott widersprechen sie nicht. Nur ein Frosch hat den Mut etwas zu sagen. Dieser jedoch wird sofort mit aller Härte bestraft, obwohl er von der menschlichen Seite aus niemandem Unrecht getan hat. Außerdem zeigt die Wasserschlange einen großen und für die Frösche unbesiegbaren Herrscher. Aus diesem Grund kann die Schlange tun und lassen was sie will und ist darum nur an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert.

Die Verluste unter der Bevölkerung also bei den Fröschen sind ihr egal. Für das Volk, sprich die Frösche, ist der König nicht antastbar.

Sie müssen ihr Schicksal hinnehmen wie es ist. Denn sie sind im Wissen, dass sie gegen die Entschlüsse des Herrschers nichts ausrichten können. Dabei jedoch sollen sie dem Staat treu bleiben und weiterhin dessen Beschlüsse befolgen, aber sie sind nicht zu Kritik fähig, wegen einer mangelnden Aufklärung der Bevölkerung oder weil sie im Wissen sind, dass sie keine Chance gegen einen so mächtigen König wie der Wasserschlange hätten. Zum Anderen wird aber auch die Härte des Regimes dargestellt, denn wenn sich ein Untertan beschwert wird dieser sofort mit dem Tod bestraft.

Lessing wollte mit der Fabel „Die Wasserschlange“ die damaligen Angehörigen des untersten Standes (Bauern, Handwerker) auf die Missstände der Politik hinweisen. Denn sie kannten diese im Gegensatz zu den Bürgern nicht, obwohl sie den größten Teil der Bevölkerung darstellten. Er wollte zeigen wie die Herrscher sie behandelten und dass es auch möglich sei ein Land ohne den von Gott gegebenen Absolutismus zu regieren. Für die Leser war dies eine völlig neue Botschaft und sie bildete den Kern der Aufklärung. Die Leute sollten erkennen, dass sie von den Machthabenden falsch behandelt wurden.

  1. Lessing

Biografie: Lessing, der 1729 in Kamenz geboren wurde und 1781 in Braunschweig verstarb, war in Deutschland einer der bedeutendsten Vertreter der Aufklärung. Durch seine Schriften wurden sowohl bürgerliche als auch politische Entwicklungen nachhaltig beeinflusst. Gotthold Ephraim Lessing wuchs in der Familie eines Theologen auf zusammen mit 12 Geschwistern. Nach erfolgreichem Matura begann er 1746 in Leipzig Theologie und Medizin zu studieren (vgl. Lessing Biografie & Lebenslauf). Schließlich brach er 1748 sein Studium ab und widmete sich fortwährend der Literatur. Ausschlaggebend war auch ein Treffen im Jahr 1750 mit Voltaire.
Zur selben Zeit zog er nach Berlin. Dort begann er 1751 bei der Vossischen Zeitung zu arbeiten. Hier lernte er als Redakteur und Rezensent verschiedene hochrangige Persönlichkeiten kennen. Darunter einige, die Einfluss auf die Literaturbewegung der Aufklärung in Deutschland hatten. 1752 machte er einen Magisterabschluss und 1755 unternahm er eine Bildungsreise quer durch Europa. In den darauffolgenden Jahren war er Sekretär beim General Tauentzien. Gleichzeitig lernte er im Nationaltheater Hamburg einige bedeutende Schauspieler kennen. Was ihn veranlasste drei Jahre als Dramaturg in Hamburg zu verbringen. 1771 heiratete er die verwitwete Eva König, die er schon von seiner Arbeit bei der Vossischen Zeitung kannte. 1775 begleitete er den Prinzen über eine mehrere Monate lange Reise durch die umliegenden Länder von Deutschland. Schon drei Jahre später verstarb seine Frau.

Von 1775 bis 1778 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zunehmend bis er letztendlich an einem Schlaganfall verstarb.

Wirken: Gotthold Ephraim Lessing gilt als Begründer des selbstbewussten Bürgertums. Das hatte maßgeblich mit seiner Rolle als Denker, Kritiker und Autor zu tun. Durch seine kritischen Schriften, die oft auch ironisch waren, brachte er seine Stimme unter das gemeine Volk. Dies hatte einen Annäherungsprozess zur Folge, was das Bürgertum und den Adel betrifft. Dieser beinhaltete allerdings hauptsächlich diese Bevölkerungsschichten, da die unteren Schichten keineswegs die Möglichkeiten hatten, die Bewegung mit zu beeinflussen. Weder finanziell noch pädagogisch. In Ablehnung von Shakespeare und anderen bekannten Autoren handelte er immer im Sinne der französischen Aufklärung. In seinen bekanntesten Werken „Emilia Galotti“ und „Nathan der Weise“ appelliert er einmal weniger einmal mehr an gläubige Christen und versucht auf das nötige friedliche Zusammenlaben der Religionen hinzuweisen. Er vertritt eine selbstbewusste Haltung der Christen in der Öffentlichkeit. Doch auch die menschliche Vernunft steht im Mittelpunkt seiner Werke. Nicht zuletzt prangert er die Missstände der Monarchie und der Ständegesellschaft an. Schon zu dieser Zeit vertritt er die Ideale eines freien Lebens.

  1. Fabeln heute

Fabeln haben sich seit der Antike nur sehr wenig weiterentwickelt. Im Mittelalter griff man noch immer auf das Schema zurück Tiere sprechen zu lassen. Allerdings wurde sehr viel mehr Wert auf die Moral gelegt, also direkt an die Leser zu appellieren. In der Aufklärung erlebte die französische Fabeldichtung eine Hochzeit, da natürlich das Potential für eine Revolution bestand und daher viel Kritik an der bestehenden Regierung geübt wurde. Im 20. Jahrhundert zeigte sich eine weitere Entwicklung auf. Viele Schriftstücke aus dieser Zeit wollen auf die Schwächen und Fehler des Menschen hinweisen. Aber ebenso wie in der Antike, auch um auf Ungerechtigkeiten bei der Machtverteilung aufmerksam zu machen. Das ist der Grund, warum die Autoren sich mehr und mehr an politischer und sozialer Satire bedienten mit der sie ihre Werke ausschmückten. Moderne Fabeln wollen zwar immer noch auf politische Ungerechtigkeiten hinweisen, dies aber mehr auf eine ironische Art, die den Leser auch ansprechen soll. Die berühmtesten Fabeln aus dieser Zeit kennen bereits Millionen Menschen es handelt sich dabei um die Comics und Zeichentrickfilme der Walt Disney Macher. Wegen der heutigen Meinungsfreiheit wird zunehmend offen kritisiert, deshalb werden nicht mehr nur Tiere verwendet sondern auch Gegenstände oder Körperteile.

Quellen:

Internetadressen:

Autor unbekannt: Die Wasserschlange – Gotthold Ephraim Lessing. Unter: http://www.lerntippsammlung.de/Die-Wasserschlange-%96-Gotthold-Ephraim-Lessing.html Aufgerufen am 01.06.2014

Autor unbekannt: Die Fabeldichtung. Unter: http://strebersdorf.historicus.at/Realien/Fabeldichtung.pdf Aufgerufen am: 22.05.2014

Autoren der Deutschen Gedichtebibliothek: Lessing – Biografie & Lebenslauf. Unter: http://gedichte.xbib.de/biographie_Lessing.htm Aufgerufen am 26.05.2014

Heinrich Steinhöwel: Die Fabel. Unter: http://www.schreiben10.com/referate/Geschichte/10/DIE-FABEL-reon.php DIE FABEL referat Aufgerufen am: 28.06.14

Autor unbekannt (Uni- Kiel): VI. Fabeln – Fabeltheorie / Epigramme. Unter: http://www.literaturwissenschaft-online.uni kiel.de/veranstaltungen/vorlesungen/lessing/Fabellessing2.pdf Aufgerufen am: 31.05.2014

Arbeitsblätter:

Fabelvariationen 1 und 2

Das Zeitalter der Aufklärung: Silvia Hähnel: Der Glaube an die Vernunft. Unter: http://www.helles koepfchen.de und http://www.wikimedia.org

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